Stilisierte Wandbemalung mit hebräischer Schrift: Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du.

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von Annegret Wenz-Haubfleisch

Das Wasser, das der rituellen Reinigung dient, muss „lebendiges“ Wasser sein, also Wasser natürlichen Ursprungs wie Grundwasser, Quellwasser (fließendes Wasser) oder Regenwasser. Es wird unter bestimmten Regeln und Verfahren dem rituellen Tauchbad zugeführt.

Der Besuch der Mikwe wird nach traditionellen Regeln Männern und Frauen empfohlen bzw. vorgeschrieben zur rituellen Reinigung, im jiddischen Sprachgebrauch, um koscher zu werden. Im orthodoxen Judentum wird Männern das Tauchbad vor dem Sabbat oder dem Versöhnungstag Jom Kippur empfohlen. Frauen sollen die Mikwe nach der Menstruation, am Vorabend ihrer Hochzeit und nach der Geburt eines Kindes besuchen. Auch wenn Juden mit einem Toten in Kontakt gekommen sind, sollen sie ein Tauchbad nehmen, da mit dem Tod Unreinheit verbunden ist. Gleichermaßen wird eine rituelle Reinigung („Kaschern“) von neuem Haushaltsgeschirr und Porzellan empfohlen.

Anders als die Synagoge ist eine Mikwe in Roth erst spät belegt, nämlich im Jahr 1910. Das Gebäude dürfte allerdings deutlich älter gewesen sein, denn 1916 wurde die Mikwe bereits durch einen Neubau ersetzt.

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Nach Zeugenaussagen befanden sich in dem kleinen Gebäude eine Pumpe, ein Kessel und eine Badewanne, also die typische Ausstattung zur Vorreinigung, die man vollzog, bevor man über einige Stufen hinab in die aus Grundwasser gespeiste Mikwe eintauchte und die eigentliche rituelle Reinigung vollzog.

Im Sommer 1996 wurde in einem Schülerprojekt der Gesamtschule Niederwalgern, das von Mitarbeitern des Landesamtes für Denkmalpflege in Marburg fachlich betreut wurde, ein Teil der Grundmauern und Stufen zum Tauchbecken freigelegt.

Aus statischen Gründen grub man jedoch nicht bis zum Grundwasserspiegel. Die Arbeiten wurden dokumentiert und die Grabung wieder zugeschüttet.

Im Jahre 2004 schufen Schüler/innen der Gesamtschule Niederwalgern unter Leitung von Gabriele C. Schmitt ein Mosaik für den Hof der Synagoge, dem Standort der Mikwe.


Foto: Annegret Wenz-Haubfleisch